Erhebe dich

58. Brief

Liebe Leonie,

Leib, Tod, Auferstehung.

Ich dachte lange darüber nach, wie ich die Auferstehung Jesu im Lichte von uns heutigen Frauen sehen könnte. Die Geschichte des ungläubigen Thomas hat mich immer fasziniert. Für Frau Professor Gerl-Falkovitz ist gerade diese Stelle ein Hinweis, dass Jesus leibhaftig auferstanden ist, denn Jesus hat Thomas aufgefordert ihn zu berühren. Hildegard von Bingen sagte, wir werden als Mann und als Frau auferstehen. Ich werde als Maria, so Gott will, in das ewige Leben eingehen. Welch eine wunderbare Versprechung und der heilige Augustinus erwähnte, wir werden im Himmel so aussehen, wie in unseren schönsten Zeiten.

Als ich so sein konnte, wer ich wirklich bin.

Wann war ich am schönsten? Ich glaube, als ich ganz Frau sein musste, durfte und konnte. In den Momenten, als ich nach den Geburten meine Kinder in die Arme gelegt bekam. Bei jeder Geburt war ich trotz der großen Schmerzen, die oft in völliger Überforderung und Verzweiflung endeten, doch immer wieder von diesem Wunder überwältigt. Ich konnte ein Baby bekommen. In meinem Leib entstand so etwas wunderbares, einzigartiges, unvergleichliches.

Simon de Beauvoir, Margaret Sanger und viele andere der 68iger behaupteten, Mutterschaft sei eine Knechtschaft, aus der Frauen befreit werden müssten. Diese Sichtweise hat sich in unseren Köpfen eingebrannt und so ist es ganz normal, dass Frauen auf die Straße gehen, um dafür zu kämpfen, ihre Kinder töten zu dürfen.

„Wir, die wir das unvorstellbar große Vorrecht haben, Leben zu schenken, kämpfen für den Tod“, so Inka Hammnond in ihrem Buch Tochter Gottes erhebe dich.

Ja, auch ich spürte damals und auch heute, es ist ein unvorstellbares großes Vorrecht, Kindern das Leben zu schenken.

Wo ist Freihheit wirklich?

„Wo der Geist des Herrn ist, dort ist Freiheit.“ (2 Kor 3,17) Ich konnte in meiner Freiheit Mama werden. Diese Freiheit ist eine hohe Gabe, nicht aus Drang und Muss, sondern aus der Gegebenheit meines Leibes durfte ich Mutter werden.

„Freiheit ist ein kostbares Charisma des Geistes, gerade den Frauen aufgegeben, die zu Hingabe und Einordnung bereit sind. Denn Freiheit enthält im Kern die schwer erreichbare Wahrheit, dass bei aller Hingabe das Selbst ausgeprägt sein muss – was könnte sonst hingegeben werden?“, so Frau Prof. Hanna Barbara Gerl-Falkovitz.

Liebe Leonie

Liebe Leonie, wieder sind wir an dem Punkt angelangt, dass Gott uns als Frau nach seinem Abbild geschaffen hat, in unserer Leibhaftigkeit, in unserem Geist, in unserer Freiheit. Wenn wir wirklich mit unserem Leib in den Himmel kommen, was hält uns dann davon ab, auf dieser Welt unser Wesen, unseren Geist und unseren Leib so anzunehmen, wie er gedacht ist. In all seinen Farben.

„Dasein ist Leibsein – mit anderen Folgerungen für Frau wie für Mann“, so Julia Kristeva in ihrem Schreiben Stabat mater.

„Dasein ist Leibsein“ und dieses Dasein sollten wir wieder mehr in den Fokus nehmen, damit wir Frauen leibhaftig auferstehen werden!

Ich wünsche euch allen ein wunderbares Auferstehungsfest!

Bis zum 1.Mai

Alles Liebe Deine Maria

 

PS: Bitte schreibt mir unten, was ihr von meinen Briefen und meinen Gedanken haltet? Vielen Dank!

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