Alternativlos?

48. Brief

Liebe Leonie,

„Freundschaft ist das Nötigste im Leben“, sagt Aristoteles, und in der Familie findet sie ihr Zuhause – auch heute!“, diese Widmung schrieb mir Jürgen Liminski in sein Buch „Abenteuer Familie.“

Was hat Freundschaft mit Familie zu tun. Was mit Glück? Glück kann ich erreichen, wenn ich mich für Wege und Verhaltensweisen entscheide, in denen ich nicht meinen Neigungen, meinen kurzfristigen Wünschen oder meinen Trieben nachgehe, sondern die gut durchdacht sein sollen, die reifen müssen,  so in einem meiner letzten Briefe.

Ich hatte eine gute Freundin, mit der ich eine Freundschaft über viele Jahre pflegte, in der es wichtig war, dass es dem anderen gut gehen möge. Als diese Freundschaft zerbrach, litt ich viele Jahre. Freundschaft, Familie und Liebe, all diese für den Menschen lebensnotwendigen Dinge brauchen eines: Zeit. Zeit zu haben für den anderen, sich auf ihn einzulassen, ihn zu begleiten, zu behüten und auch zu beschützen. Diese Zeit, vor allem in den Familien, scheint nicht mehr vorhanden zu sein. Jeder Krippenplatz in Österreich kostet pro Monat ca. 1000 Euro, in Deutschland ca. 1.200 Euro. So meine Frage: „Warum ist der Staat bereit in Fremdbetreuung zu investieren und nicht in die Familie?“

Liebe Leonie, für eine Familie ist es schwer geworden mit einem Gehalt zu leben. „Nach Angaben des Kinderschutzbundes leben 4,1 Millionen Kinder in Deutschland in Armut, offiziell sind es 31,1 Prozent, also fast jedes dritte Kind. Die meisten der armen Kinder, etwa die Hälfte, lebt in Familien von Alleinerziehenden, in Familien mit drei und mehr Kindern. Es sind diese beiden Gruppen, die Alleinerziehenden und die kinderreichen Familien, die am stärksten von Armut und prekären Verhältnissen betroffen sind“, so im neuesten Aufsatz von IDAF – Institut für Demographie, Allgemeinwohl und Familie

Liebe Leonie, niemand hält an, um andere Lösungen zu finden. Es scheint wirklich so, als ob wir alternativlos wären. Es werden immer mehr Krippen gebaut, mehr in Ganztagsbetreuung investiert, damit Eltern so früh wie möglich arbeiten gehen könnten. Niemand fragt sich, wie es den Kindern, wie es uns allen damit geht. In der Familie lernen wir uns selbst am besten kennen, wir lernen uns selbst bewusst zu sein, was wiederrum eine wichtige Komponente eines glücklichen Lebens wäre. In der Familie lernen wir Vertrauen, Zärtlichkeit, Respekt, Durchhaltevermögen und vor allem lernen wir Freundschaft.

Freundschaft in der Familie, Freundschaft zu unseren Nächsten und die Freundschaft zu Gott.

„Zeit ist Geld, sagt der (kapitalistische) Volksmund. Aber Geld ist auch Zeit, weil es die Möglichkeit bietet, auf Erwerbstätigkeit zu verzichten, um der Zuwendung für das Kind willen. Geld ist nicht die primäre Ursache für eine größere Fertilität, das bleibt – hoffentlich – die Liebe. Aber Familienpolitik kann mit sekundären Hilfen (Zeit oder Geld oder beides) zu mehr Gerechtigkeit beitragen und damit Familie ein Zuhause ermöglichen, in dem man mehr als nur überlebt!“, so Jürgen Liminski/IDAF im selben Aufsatz.

Liebe Leonie, wir sind nicht alternativlos, wenn wir unsere Familien stärken! Mit Zeit und Geld. Denn die Familie gibt uns einen Sinn in unserem Leben und, so der berühmte Viktor Frankl, damit auch Glück, denn Glück ist die Nebenwirkung eines sinnerfüllten Lebens.

Alles Liebe Deine Maria

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