Ungezähmte Männer
44. Brief
Liebe Leonie,
Rupert und ich haben uns gegenseitig zu einem Hochzeitstag einen Ausflug nach Südtirol geschenkt. Mein Plan war, im Hotel zu bleiben und die Sauna, den Pool und den Garten zu genießen. Mein Mann, dem diese Beschäftigungen so gar keinen Spaß machen, wollte sich einen Sportwagen ausleihen, um damit etwas zügiger über die Straßen zu brettern. Am Morgen lud mich Rupert ein, einfach mitzukommen. Zuerst wollte ich nicht, denn so schnelles Fahren ist mir nicht ganz geheuer. Doch um seinetwillen ließ ich mich auf dieses Abenteuer ein. Es war aufregend, großartig, es war unbeschreiblich schön.
Ja, wir Frauen wollen Teil eines Abenteuers sein. Wir wollen nicht selbst das Abenteuer starten. Nein, wir möchten mitgenommen werden. Wie die Geschichte in einem der erfolgreichsten Filme erzählt wird. Titanic. Jack hat Rose auf ein Abenteuer eingeladen und er wurde ihr Held. Er hat sie in „gefährliche“ Situationen gebracht und ihr am Ende das Leben gerettet. Nicht umsonst erzählen so viele Märchen, Mythen, Sagen und Filme von diesen inspirierenden Beziehungen zwischen einem starken, wilden, mutigen Mann und einer zarten, liebenden Frau.
„Unsere Gesellschaft benötigt Männer. Wilde, starke und unabhängige Männer!“, fordert John Eldredge in seinem Buch „Der ungezähmte Mann“.
Wie wild, unabhängig und „gefährlich“ dürfen in unserer Zeit Männer noch sein? Ist es nicht so, dass Buben die laut herumtoben und ihre Kräfte ausprobieren, sofort verdächtigt werden ADHS oder eine andere Krankheit zu haben? Wird unsere Gesellschaft verweichlicht? Verweiblicht? Ich bin davon überzeugt, dass wir wieder lernen müssen, unsere Buben zu Männern zu erziehen, mit all ihren typischen Wesensmerkmalen, denn wir wollen ja Helden und wir wollen Männer, die uns Frauen beschützen.
„Kann ich mir den Mann als Vater meiner Kinder vorstellen?“, dieser Satz von Birgit Gams beschreibt unseren Wunsch auf andere Art. Denn der Vater meiner Kinder muss ein Kämpfer sein, er braucht Durchhaltevermögen, er muss etwas wagen, mutig sein und ich muss mich auf ihn verlassen können.
Wie meine Freundin vor kurzem, völlig überfordert erlebte. Ihr Mann nahm sie auf eine Alpine Tour mit 10.000 Höhenmetern mit. Danach war sie total erschöpft, ausgelaugt aber überglücklich. Alleine hätte sie dieses Abenteuer nie geschafft, geschweige denn überhaupt gewagt. Darum wird ihr Mann immer ihr Held bleiben.
In Epheser 5,25 steht: „Ihr Männer liebt eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt hat und sich für sie hingegeben hat.“ Ja, Jesus hat sein Leben gegeben. Er war wild, mutig, hat wissend durchgehalten bis zum bitteren Ende und er hat etwas Großes gewagt. Er hat unser aller Leben gerettet.
Liebe Leonie, ich wünsche mir Väter, die ihren Söhnen diese Attribute der Männlichkeit vermitteln und verleihen. Verleihen durch ihr Vorbild, durch ihre Stärke und durch ihre Liebe. Damit es in den neuen Generationen wieder viele ungezähmte Männer geben kann.