Ins Herz geschrieben

31. Brief

Liebe Leonie,

letztes Wochenende war ich mit einer Frauengruppe in Medjugorje und in diesen vier Tagen musste ich schmerzhaft lernen, dass es wirklich nicht nur um christlichen Werte geht, sondern auch um humanitäre. Denn ohne Nächstenliebe, Hilfe und Anerkennung meiner Würde, hätte ich diese drei Tage nicht so gut überstehen können.

Aber eines nach dem anderen.

Ich durfte kurzfristig mit 38 Frauen zu einer Wallfahrt nach Medjugorje mitkommen. Ich freute mich so über diese Möglichkeit, endlich diesen besonderen Ort, an dem die Gottesmutter seit 33 Jahren täglich erscheint, besuchen zu dürfen. Ich nahm viele Sorgen, Ängste und Probleme mit, um sie unserer Gottesmutter zu bringen und um Heilung zu beten. Alexandra, eine der Organisatorinnen bat uns noch im Bus die Anliegen, der anderen uns geliebten Menschen in Jesu Hände, sinnbildlich in einen Korb, zu legen. Der Grund war, dass wir diese vier Tage ganz für uns haben sollen. Für mich war das aber nicht so ohne weiteres machbar. Wenn ich schon bei der Muttergottes bin, dann will ich so viel wie möglich erreichen, erleben und erledigen. Für meine Familie, meine Freunde und auch für mich.

Am ersten Tag, wanderten wir auf den Kreuzberg, gingen von Station zu Station des Kreuzwegs und beteten wunderbare Texte. Immer wieder kamen mir Probleme, Sorgen und Anliegen von mir geliebten Personen in den Sinn. Beim Betrachten der ausdrucksstarken, schwarzgrauen Tafeln und den Darstellungen der Schmerzen Marias, erkannte ich immer wieder mein eigenes Muttersein und ich erinnerte mich an viele Situationen, in denen ich machtlos war und immer noch bin. Doch ich will nicht untätig, nicht machtlos sein.

Durch eine unachtsame Bewegung beim Abstieg riss mein Kreuzband im rechten Knie. Der Schmerz war unerträglich. Wir hatten noch 20 Minuten steinigen, schwierigen Weg vor uns. Ich war verzweifelt.

Und da reichten mir die Frauen ihre Hände. Monika führte mich mit festem, gezieltem Griff den Berg hinunter. Sandra bot mir ihre Hand, als ich in der Kirche nicht mehr aufstehen konnte. Christa und Sabine verarzteten mich drei Tage lang. Durch Christine durfte ich erfahren was es heißt, richtig mutig zu sein. Alexandra lehrte mich, dass wir mit Gott verhandeln dürfen und das Hoffnung überlebensnotwendig ist. Renate gab mir durch ihre Geschichte Kraft. Bernadette, Katja und Marlene, verbesserten meine Stimmung durch ihren wunderschönen Gesang. Claudia nahm mich überall hin mit. Martha half mir die schönste Statue der Gottesmutter zu finden. Michaela lachte mit mir, Resi und Regina erzählten mir ihre Geschichten, in denen ich viel erkennen durfte. Über all dem lag der Duft eines wunderbaren Salbungsöls, das wir alle vom Organisationsteam geschenkt bekommen haben. Jede, jede einzelne dieser 38 Frauen half mir, über diese drei, dann doch schmerzhaften Tage hinweg. Jede einzelne war für mich ein Engel. Leider kann ich nicht alle aufzählen. Bitte entschuldigt.

Liebe Leonie, ich, die immer alles im Griff haben möchte, bin wirklich sinnbildlich in die Knie gegangen.

Ich durfte 38 Hände, die mir gereicht wurden, ergreifen und mich von ihnen führen lassen. Ich durfte lernen, Hilfe anzunehmen. Ich durfte lernen, schwach zu sein. Ich bin über diese „Lektion“, besser gesagt dieses Geschenk, in meinem ganzen Herzen dankbar und wie Gudrun in ihrem Interview erklärt, diese „christlichen Werte“ sind notwendig, damit wir alle gemeinsam überleben können.

So bitte ich die Gottesmutter die Gnaden an alle verströmen zu lassen.

Bis zum zehnten Mai

Alles Liebe Deine Maria

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